© Stadt Meppen Die Kampagne „Posto Occupato“ wurde 2013 von Maria Andaloro als Reaktion auf die hohe Zahl an Frauenmorden in Italien ins Leben gerufen und ist allen Frauen gewidmet, die Opfer von Gewalt wurden. Jede dieser Frauen hatte einen Platz bei der Arbeit, im Theater, in der Schule, im Zug und in unserer Gesellschaft, bevor der Ehemann, ein Ex-Partner, ihr Liebhaber oder auch ein Unbekannter ihrem Leben ein gewaltsames Ende bereitete. Diesen Platzt hält der Arbeitskreis „Häusliche Gewalt“ des Kommunalen Präventionsrates der Stadt Meppen nun für diese Frauen frei, damit ihre Geschichten nicht in Vergessenheit geraten. Die „besetzten Plätze“ sind durch rote Stühle gekennzeichnet, die mit einer Kerze und einer Rose versehen sind.
„Die Botschaft hinter der Aktion ,Posto Occupato‘ ist vielfältig. Partnerschaftsgewalt findet häufig hinter verschlossenen Türen, im Verborgenen, statt. Es ist von großer Bedeutung, dieses Thema sichtbar zu machen und zu verdeutlichen, dass die Opfer in vielen Fällen zurückgezogen und dennoch inmitten unserer Gesellschaft leben“, betonte Bürgermeister Helmut Knurbein.
Im Jahr 2019 wurden bundesweit insgesamt 141.792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. 81 Prozent der Opfer waren weiblich, 19 Prozent männlich. 149 Menschen, darunter 117 Frauen, sind im Jahr 2019 durch ihre/n (Ex-) Ehepartner/in bzw. (Ex-) Partner/in getötet worden. Das sind Zahlen, die unter die Haut gehen. „Die Zahlen belegen auf sehr drastische Weise, dass Gewalt in partnerschaftlichen Beziehungen allgegenwärtig ist. Dennoch ist es in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Randthema“, sagte Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Mecklenburg. Umso wichtiger sei es, dieses regelmäßig ins Bewusstsein zu rufen.
Das Frauen- und Kinderschutzhaus Meppen, in Trägerschaft des Sozialdienstes Katholischer Frauen e. V. (SkF), hat im Jahr 2020 39 Frauen und 58 Kinder aufgenommen. Darüber hinaus wurden 134 Frauen ambulant beraten und unterstützt. Bei der Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS) wurden im vergangenen Jahr im mittleren und nördlichen Emsland 673 Betroffene von häuslicher Gewalt, davon 537 Frauen, beraten. “Man mag nur erahnen, wie hoch die Zahlen der tatsächlichen Übergriffe sind, denn es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt als die Zahl der polizeibekannten Fälle“, so Mecklenburg.
Die Stühle werden in der Zeit bis zum 26. November an verschiedenen Orten, in Fluren, Eingangsbereichen oder auch im Schaufenster, zu sehen sein. Dabei sind unter anderem das Stadthaus, die Volkshochschule Meppen (VHS), die Stadtbücherei, verschiedene Kirchen, das Café International, der Deutsche Kinderschutzbund sowie die Teilhabeberatung Meppen (EUTB) und das Vitus-Werk. Hier werden anstelle von Stühlen Rollstühle aufgestellt. „Damit soll verdeutlicht werden, dass Frauen mit einer Behinderung genauso von häuslicher Gewalt betroffen sind“, sagte Mecklenburg. Dar-über hinaus haben das Vitus Werk und die EUTB zu dieser Aktion ein Plakat in einfacher Sprache entwickelt.